Test zur mechanischen Tastatur Lioncast LK30
Die mechanische Tastatur Lioncast LK30 im Test |
Einleitung
Nachdem ich nach jahrelanger Nutzung
von Rubberdome-Tastaturen die Vorteile von mechanischen Schaltern zu
schätzen gelernt habe, kann ich auf das angenehme Schreibgefühl
nicht mehr verzichten. Über die Logitech G710, der Roccat Ryos und
des Cherry MX-Board 3.0 bin ich zur Lioncast LK20 Tenkeyless-Tastatur
des Berliner Herstellers gekommen. In der Gaming-Szene hat sich
Lioncast inzwischen einen Namen als Hersteller hochwertiger
Gaming-Hardware gemacht und kann zu Recht behaupten, „anderen immer
einen Schritt voraus“ zu sein, wie auf der Homepage als Leitspruch
der eigenen Ansprüche zu lesen ist. Meine bisherigen
Lioncast-Testberichte zur mechanischen Tastatur LK20 (blue und
brown), dem Gaming-Headset LX16 Evo sowie den Mäusen LM20 und LM30
können das ohne Kompromisse bestätigen. Zu meinen Testberichten
gesellt sich hiermit die Profi-Tastatur LK30 mit braunen
Cherry-Switches hinzu.
Größenvergleich zwischen LK30 (oben) und LK20 |
Optik 9/10
Bilder können schnell einen falschen
Eindruck der Lioncast LK30 vermitteln. Auf Fotos sieht dieses 1,8
Kilogramm schwere Produkt ziemlich klobig aus. Umso überraschter war
ich beim Auspacken der Tastatur aus der hochwertigen Verpackung, wie
aufgeräumt das Layout wirkt. Vor allem im Betrieb sieht die Tastatur
durch die Beleuchtung mit weißen LEDs sehr edel aus. Da das Gerät
sowohl an der Vorderkante als auch an der Hinterkante etwas höher
ist, als bei vielen anderen Modellen, rückt die Stabilität und
Robustheit in der Vordergrund. Sobald die Tastatur in Betrieb
genommen und erste Texte geschrieben wurden, ist „klobig“ das
letzte Wort, was einem zu dem Ausstattungswunder einfällt. Einzig
die freie Fläche im oberen rechten Bereich der Tastatur erweckt den
Eindruck, das dort noch mehr Tasten hätten Platz finden können.
Lieferumfang der LK30 |
Verarbeitung 10/10
Die stabil wirkende Tastatur sieht
nicht nur robust aus, sie ist es auch. Den „Handtuchtest“ hat sie
ohne Probleme bestanden (das Gerät wird „ausgewrungen“ wie ein
nasses Handtuch) und zeigt, wie verwindungssteif das Produkt ist. Die
Schalter geben ebenfalls keinen Anlass zur Kritik, da die
hochwertigen braunen Switches von Cherry verbaut wurden. Jeder
Tastenanschlag vermittelt ein angenehmes Feedback, egal ob beim
Schreiben oder beim Gaming. Das hohe Gewicht der Tastatur macht ein
Verschieben schwer, allerdings nur bei ausgeklappten Füßen für
einen höheren Neigungswinkel der Schreibfläche. Im eingeklappten
Zustand besitzt die LK30 nur an der vorderen Unterseite eine
Gummierung.
Der Anschluss zum PC wird über ein gewebeummanteltes USB-Kabel hergestellt, dass an der LK30 an der Unterseite über einen Mini-USB-Port gesteckt werden muss. Anders als bei dem Cherry MX-Board 3.0, das ebenfalls über ein abnehmbares USB-Anschlusskabel verfügt, ist bei der LK30 eine sinnvolle Zugentlastung eingebaut. Das MX-Board hat deswegen mit vielen Defekten am Anschlussport zu kämpfen.
Sinnvolle Zugentlastung des USB-Anschlusskabels im Gehäuseboden |
Ausstattung 10/10
Ohne nennenswerte Probleme darf sich
die Lioncast LK30 die Krone mit der Bezeichnung „Ausstattungskönig“
in der Preisklasse von mechanischen Tastaturen bis 130 Euro
aufsetzen. Es ist wohlgemerkt kein spezieller Treiber notwendig, um
die Funktionen zu nutzen, die das Gerät bietet. Die Optik wird
speziell durch die LED-Beleuchtung definiert, die sehr individuell
eingestellt werden kann. Sinn- und eindrucksvoll ist vor allem der
„Key Touch Mode“, der ein kurzes Aufleuchten der zuletzt
gedrückten Taste bewirkt. Per Standard habe ich eine schwache
Hintergrundbeleuchtung eingestellt, die Tasten leuchten nach einem
Druck in ihrer stärksten Helligkeit auf und klingen dann langsam ab.
Auch nebenliegende Tasten können in
diesen Effekt mit einbezogen werden, wirkte aber eher ablenkend.
Interessant ist auch der Effekt, die Beleuchtung zu invertieren, was
bewirkt, dass bei gedrückten Tasten die Beleuchtung ausgeschaltet
wird und sich langsam auf die eingestellte Hintergrundbeleuchtung
wieder hochskaliert. Eher als (eindrucksvolle!) Spielerei darf die
Möglichkeit gesehen werden, die LEDs im Modus „Equalizer“ auf
Umgebungsgeräusche mit verschiedenen Themen reagieren zu lassen. Ein
integrierter Geräusch-Sensor macht es möglich.
Sinnvoll und praktisch sind die
Makro-Funktionen, die die LK30 bietet. Vier verschiedene Makro-Arten
sind dem Benutzer möglich. Das „Quick-Makro“ ignoriert alle
Zeitintervalle zwischen den Aufnahmen der einzelnen Tastenanschläge
und spielt alles so schnell hintereinander ab, wie es dem System
möglich ist. „Timing Makro“ wiederum verhält sich exakt nach
den Zeiten, die bei der Eingabe getätigt wurden. „Loop Makro“
wiederholt nach dem Timing-Makro-Prinzip die Befehle so lange, bis
die Taste erneut gedrückt wurde. Die letzte Funktion, „Auto
Makro“, drückt alle vorgesehenen Tasten gleichzeitig und so lange,
bis die Taste erneut betätigt wird. Durch das „n-Key-Rollover“
ist es möglich, trotz des dauerhaften Makro-Pollings weiterhin
Tastatureingaben zu tätigen und dass diese auch angenommen werden.
Jeder Schalter wird von der Elektronik einzeln angesprochen, was zu
sehr kurzen Reaktionszeiten führt.
Die Abtastrate kann ebenfalls jederzeit
über die Fn-Tastenkombination in zehn verschiedene Abstufungen
eingestellt werden. Maximal ist eine Polling-Rate von 1000 Hz
möglich, was im Gaming-Bereich erforderlich und sinnvoll ist.
Umfangreiche LED-Konfigurationen ermöglichen Individualisierung |
Bedienung 8/10
Bedingt durch die hochwertigen
MX-Schalter ist das Schreibgefühl erstklassig. Es macht einfach
Spaß, lange Texte auf der Tastatur zu schreiben. Vor allem die
Paradedisziplin, das Gaming, meistert die LK30 mit Bravour und
punktet mit einer sehr guten Rückmeldung über die betätigten
Tasten. Das Layout ist großzügig gewählt und ist keinen
Platzspar-Maßnahmen zum Opfer gefallen, wie es einige Hersteller
bereits vorgemacht haben. Dadurch sind einige Tasten um Millimeter in
der Position verrückt und machen die Bedienung schwer. Bei der LK30
sind aber alle Tasten für den alltäglichen Gebrauch an der zu
erwartenden Stelle und lösen zuverlässig aus.
Lediglich drei kleinere Probleme
schmälern ein wenig den positiven Gesamteindruck und Bedienbarkeit der
Lioncast. Bei Verzicht auf die Nutzung der mitgelieferten
Handballenauflage, die nicht fest mit der Tastatur verbunden und
damit frei platziert werden kann, ist es mir beim Test öfter
passiert, dass ich die untere linke Strg-Taste versehentlich gedrückt und damit
eine Tastenkombination ausgelöst habe. Als weiterer Punkt ist mir
aufgefallen, dass die zugehörigen Tasten zur Nutzung der
Makro-Funktion beim Gaming an etwas schwer erreichbarer Stelle
angeordnet sind. Zum Auslösen der Funktionen muss der
Standard-WASD-Griff gelöst werden, um ein Makro auszuführen. Als
letzter Punkt fehlen mir vor allem für die Programmierung die
Drittbelegung-Beschriftungen auf den Tastenkappen.
Grundsätzlich gilt hier allerdings:
Wer lange genug nach negativen Punkten sucht, findet auch welche.
Dieser Text ist in einem Flow entstanden, wie es mit nur wenigen
Tastaturen möglich ist. Das allein zeigt bereits die Qualitäten der
Tastatur bei Nutzung im Alltag und worauf es wirklich ankommt.
Die Cherry-Brown-Switches gehören zu den besten Schaltern überhaupt |
Fazit
Die Lioncast LK30 ist ein
Ausstattungswunder und punktet mit sehr hoher Verarbeitungsqualität.
Es entsteht ein angenehmer Schreibfluss, der die Erstellung langer Texte ohne
Ermüdungserscheinungen ermöglicht. Durch die hohe Abfragerate und
umfangreichen Makro-Funktionen kommen auch Gamer voll auf ihre
Kosten, weswegen das aktuell 130 Euro teure Modell für alle
empfohlen werden kann, die Wert auf Langlebigkeit, Anpassbarkeit und
Komfort legen.
Bewertung
Optik 9/10
Verarbeitung 10/10
Ausstattung 10/10
Bedienung 08/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen