Dienstag, 18. Juni 2019

Test des Aabeloy Vlogging Camcorder HDV-534KM


Selten war es so schwer, ein Gerät fair zu bewerten. Allerdings habe ich auch selten etwas vorliegen, das einen derartigen Kontrast aufweist. In diesem Fall ist vieles gut gewollt, aber nicht gut durchdacht. Was genau das ist, möchte ich in meinem Test zum Camcorder HDV-534KM von Aabeloy genauer erläutern.

Zubehör


Der Camcorder wird mit reichlich Zubehör geliefert. Das ist für ein 177 Euro günstiges Gerät nicht selbstverständlich, vor allem wenn das Zubehör eine hohe Qualität aufweist, wie es hier der Fall ist. Das Zusatzobjektiv, welches mittels Adapterring montiert werden muss, besteht aus zwei Bestandteilen. Der kleinere Teil ist der Makroaufsatz, der größere Part der Weitwinkelaufsatz. Für den Weitwinkel muss das Objektiv auf den Makroaufsatz geschraubt werden. Das Zusatzobjektiv besteht aus Metall und hebt sich damit von der komplett aus Kunststoff bestehenden Kamera positiv ab. Positiv anzumerken ist, dass die Kamera überhaupt ein Objektivgewinde besitzt - in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich!



Dasselbe gilt für das Mikrofon, welches zunächst mit einer CR2032-Zelle mit Strom versorgt werden muss. Die Verarbeitungsqualität geht auch hier in Ordnung, viel Metall wurde verwendet. Das Mic kann direkt am Zubehörschuh der Cam befestigt werden. Die Sensibilität sowie ein Stromsparmodus können direkt am Mikrofon eingestellt werden. Ein Pop-Filter liegt ebenso bei wie ein Anschlusskabel zur Verbindung an die Kamera. Und damit fangen auch die Probleme an.



Hindernisse


Um das Mikrofon anzuschließen, muss zunächst das Display aufgeklappt werden. Dahinter befinden sich die Buttons zur Steuerung sowie eine Gummikappe. Hinter der Gummikappe verstecken sich ein USB-Anschluss zum Aufladen der Kamera, ein HDMI-Port sowie der Klinkeneingang für das Mikrofon. Umständlicher geht es kaum. Das Display lässt sich nur schließen, wenn das Mikrofon abgezogen und die Gummikappe wieder eingesetzt wird. Spontane Aufnahmen sind so nur bedingt möglich.



Die mitgelieferte Tasche fällt ebenfalls in die Kategorie "gut gemeint". Die Tasche ist qualitativ okay, von den Abmessungen aber so knapp bemessen, dass nur der Kamerabody hineinpasst. Es müssen also Objektive, Mikrofon und sogar der Akku entfernt werden, damit die Tasche genutzt werden kann. Für den Praxiseinsatz wird daher eine weitere Tasche notwendig werden.



Ein weiteres tolles Zusatzfeature ist die Möglichkeit, in der Nacht mittels IR-Hilfslicht Aufnahmen bei absoluter Dunkelheit anzufertigen. Dort gilt zu bedenken, dass diese Funktion einiges an Akkuleistung kosten kann. Allerdings wurde auch bei der Position der Infrarotleuchte nicht nachgedacht. Sobald ein Objektiv montiert ist, wird die Leuchte verdeckt und Aufnahmen bei Dunkelheit werden ... dunkel. Blöderweise nutze ich die Kamera fast ausschließlich mit montiertem Weitwinkelobjektiv, die IR-Funktion steht mir daher nicht zur Verfügung.



Beim umfangreichen Zubehör sind zwei Akkus dabei, was eine längere Aufnahmezeit ermöglicht. Nachteilig ist, dass die Akkus nur in der Kamera geladen werden können, ein Netzadapter lag dem Lieferumfang nicht bei. Dafür kann die Kamera weitergenutzt werden, während der Akku lädt. Immerhin.

Handling


Die Bedienung ist sehr einfach. Es kann wahlweise über seitlich angebrachte Druckknöpfe oder über den Touchscreen navigiert werden. Oben auf der Kamera befindet sich der Digitalzoom, dessen Wippe allerdings sehr empfindlich reagiert. Es existierten außerdem jeweils ein Schalter für Foto machen, Video aufnehmen sowie ein Knopf, um zwischen Video- und Foto-Modus umzuschalten. Im Videomodus ist der Fotobutton ohne Funktion und im Videomodus ist der Foto-Schalter deaktiviert. Warum sollte man umschalten, wenn es einen eigenen Knopf für die jeweilige Funktion gibt? Auch hier ist es wieder nicht durchdacht.


Praxiseinsatz


Das Filmen selbst macht aber viel Spaß. Vor allem Einsteiger haben Freude daran, wie ein Semi-Profi Szenen einzufangen. Dabei ist darauf zu achten, dass auf jeden Fall das externe Mikrofon angeschlossen und auch eingeschaltet ist. Das interne Mikrofon fängt Geräusche und Sprache nur sehr schlecht ein, die Wiedergabe klingt sehr dumpf. 




Ebenso ist darauf zu achten, dass die Kamera beim Filmen sehr ruhig gehalten werden muss, da jeder kleiner Wackler mit aufgenommen wird. Einen Bildstabilisator scheint es nicht zu geben. Am besten, es wird ein Stativ für statische Aufnahmen genutzt, damit habe ich bisher die besten Ergebnisse erzielt. Ebenso für mich als ideal hat sich eine Auflösung von 1920x1080 Bildpunkten bei 60 fps herausgestellt. Die Aufnahmen sind sehr flüssig ohne Ruckler oder fehlende Frames.



Die Bildqualität entspricht einem Einstiegsgerät und lassen etwas an Details und Kontrast vermissen, sowohl im Video- als auch im Fotomodus. Vor allem in der Entfernung sind Details teils stark verwaschen, der Digitalzoom trägt leider nicht zur Besserung bei. Insgesamt ist mir persönlich das Bild zu blass und zu leblos. Aber dafür gibt es Bearbeitungssoftware.




Fazit


Insgesamt bietet der Camcorder einen günstigen Einstieg in die Welt der Videotechnik. Es ist vieles an Board, was am Anfang benötigt wird, vor allem das Zubehör zeugt von guter Qualität. Bei der Kamera müssen beim Handling und bei der Bildqualität Abstriche gemacht werden, was bei dem günstigen Preis nicht überrascht. Wer auf der Suche nach einem Einstiegsgerät ist, ist hier sicherlich gut aufgehoben. Alle anderen müssen noch etwas sparen.



Zusammenfassung


Positiv
+ mitgelieferter Zusatzakku
+ einfache Handhabung
+ Fernsteuerung per App
+ Stativgewinde und Zubehörschuh
+ Nachtsichtfunktion
+ Loop-Funktion
+ Laden während der Aufnahme
+ Mikrofon sensitiv gelagert
+ hochwertiges Zusatzobjektiv
+ günstig

Neutral
o Bildqualität eher mittelmäßig
o Weitwinkel nur mit Zusatzobjektiv
o Laden der Akkus nur im Gerät möglich
o Verarbeitung und Materialwahl billig
o unsinniger Umschalter zwischen Photo und Video

Negativ
- schlechter Bildstabilisator
- kein Autofokus
- kein optischer Zoom
- umständliches externes Mikrofon
- schlechtes internes Mikrofon
- mitgelieferte Tasche nur für Kamera
- Nachtsicht mit Zusatzobjektiv nicht möglich

2 Kommentare:

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  2. Ich kann den Test leider nur bestätigen. Die beiliegende Gebrauchsanweisung ist völlig unbefriedigend. Bei Ankopplung des Gerätes über den Punkt "PC-Kamera" tut sich einfach nichts. Eigentlich sollten laut Beschreibung Treiber gezogen werden. Es wird empfohlen, die Akkus 8 Stunden (!) aufzuladen. Ein externes Ladegerät wäre hier meines Erachtens sehr angebracht, scheint aber gar nicht im Angebot zu sein. Der fehlende optische Zoom ist zusätzlich der Billigmacher. Ein Gerät eben für Einsteiger, der Fortgeschritte sollte hier tunlichst die Finger von lassen.

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