Donnerstag, 6. Februar 2020

Test und Erfahrungsbericht der smarten Sicherheitskamera Blink XT2


Seit fast 10 Jahren habe ich ein System aus 8 IP-Kameras chinesischer Herkunft im 24-Stunden Einsatz. Um nach dieser Laufzeit einem Ausfall einzelner Kameras zuvorzukommen wollte ich die Geräte mit den bei Amazon stark beworbenen Blink XT2 ersetzen. Vor allem der kabellose Betrieb hat mich sehr gereizt, da die Aufstellungsorte damit sehr flexibel gehalten werden können.

Zum Vergleich mit meinem jetzigen System: Nach den fast 10 Jahren kann mit einer Verfügbarkeit von über 99,99% rechnen. Außerdem wird jede Bewegung ohne Verzögerung wahrgenommen und unmittelbar mitgeteilt. Bei Gewitter werden selbst Blitze damit eingefangen. Der Live-View ist im 24/7-Betrieb und ohne Aussetzer. Preislich liegt das System pro Kamera knapp unter dem der XT2.

Die Blink XT2 habe ich über einige Wochen getestet und kann ein eindeutiges Fazit fällen. Als einzig positive Features sind der Batteriebetrieb und die gute Bildqualität bei Tag zu nennen. Das war es leider mit den Vorteilen dieses Systems.



Performance


Sowohl die Reaktionszeit als auch die Geschwindigkeit der Datenübertragung sind derart schlecht, dass ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Beide meiner XT2 schalten das Video oftmals erst nach mehreren Sekunden auf. In den meisten Fällen ist die Aktion vor der Linse dann bereits vorbei. Die Aufnahme wird dann hochgeladen und steht nach 4 - 5 Minuten in der Blink-Cloud bereit. Eine Aufschaltung per Live-View bestätigt die schlechte Performance. Es dauert 30 Sekunden bis zu einer Minute, bis die Live-Ansicht zur Verfügung steht. Wobei man mit ca. 5 Sekunden Latenz nicht unbedingt von "Live" reden kann.

Hinweis: Sowohl Internet (DSL250) als auch WLAN sind ausreichend abgedeckt. Überall ist volle Signalstärke verfügbar. Trotzdem sind die Kameras oft nicht erreichbar und es gibt eine Fehlermeldung, dass das Gerät "beschäftigt" sei. Einige Bewegungen vor der Kamera werden auch gar nicht wahrgenommen.

Nachtsicht


Die Nachtsicht hingegen funktioniert zuverlässig. Bereits bei Dämmerung wird die Umgebung mittels Infrarot-LEDs ausgeleuchtet, sodass auch im Dunkeln Aufnahmen angefertigt werden können. Leider sind diese Aufnahmen von sehr durchwachsener Qualität und ich habe noch nicht herausfinden können, woran das liegt. Circa jede zweite Aufnahme ist derart verwaschen, dass man den Eindruck bekommt, die Linse sei komplett nass (siehe Video unten). Das ist aber nicht der Fall, die Kamera ist an einem trockenen Ort montiert. Es scheint sich um ein Fokus-Problem in Verbindung mit Nacht und Temperaturen um die 0 Grad zu handeln. Beide meiner XT2 haben dieses Problem.



Aktivitätszonen


Leider ist die Negativliste noch lange nicht zu Ende. Zunächst fand ich es toll, dass Zonen definiert werden können, in welchen Bewegung wahrgenommen werden soll. Das ist vor allem dann wichtig, wenn es um Datenschutz und der Aufzeichnung öffentlicher Bereiche geht. Doch leider funktioniert das nicht. Die Zonen werden weiterhin erfasst und Bewegung wird registriert. In der Folge werden Videos aufgezeichnet, welche nicht erwünscht sind.

Alexa-Routine


Ein weiteres KO-Kriterium für den effektiven Einsatz der Geräte stellt die nicht vorhandene Zusammenarbeit von Blink und Amazon dar. Es ist nicht möglich, mittels Alexa eine Routine zu erstellen, die bei Bewegungserkennung automatisch das Bild der Kamera auf einem Echo Show darstellt. Es ist mir daher ein Rätsel, warum Amazon gerade die XT2 zusammen mit dem Show 5 im Bundle verkauft. Der Preis von aktuell 116 Euro ist okay, aber dass die Geräte nur so eingeschränkt zusammen funktionieren, ist traurig. Auch mittels IFTTT in Kombination mit den Amazon Buttons war es nicht möglich, einen entsprechenden Trigger zu aktivieren. Nur per Sprach-Aktivierung oder manueller Auswahl ist es möglich, das Bild auf dem Show darzustellen. Das dauert aber leider so lange, dass die Bewegung vor der Kamera schon lange Vergangenheit ist, wenn die Aufschaltung erfolgt. Technisch bewegt sich das ganze im Jahre 2010. Für meinen Anwendungszweck, den Eingangsbereich zu überwachen, ist es daher ungeeignet.

Fazit


Es ist sehr schade, dass meine Erwartungen an dieses System nicht erfüllt wurden. Der für mich einzig erkennbare Vorteil ist der kabellose Einsatz und die unkomplizierte Einrichtung. Als Überwachungskamera ist das Gerät aber ungeeignet und verdient nicht die offiziell verwendete Bezeichnung als "Smarte Sicherheitskamera". Es kann höchstens als kleine technische Spielerei angesehen werden, vielmehr aber auch nicht.


8 Kommentare:

  1. Sehr guter Test, deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen. Hatte mich nämlich auch vor kurzen mit dem Thema beschäftigt. Habe den Blink XT2 jedoch jetzt erst einmal behalten und bin im großen und ganzen damit zufrieden.

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    1. Vielen Dank! Meine beiden XT2 habe ich auch noch im Einsatz, trotz gelegentlicher Downtime und die Einschränkung auf das Smartphone. Tagsüber ist die Videoqualität allerdings einwandfrei, der Akku hält auch noch, trotz häufiger Auslösung. Ich berichte mehr, sobald ich aussagekräftige Erfahrungen mit der Laufzeit gesammelt habe.

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  2. Ich habe diese Kamera jetzt mehrere Tage im Einsatz und kann sagen, dass sie den Zweck ihrer Anschaffung durchaus erfüllt. Doch wenn man will, kann man schließlich an jeder Kamera etwas aussetzen. Die Bild-Qualität ist doch ok. Und die Handhabung ist überschaubar. Auch von unterwegs ist der Zugriff auf die Kamera gut, sogar etwas besser, als auf die auch verwendeten Foscams.

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    1. In der Tat ist die Bildqualität gut, zumindest in den meisten Fällen. Nach ein paar Monaten Einsatz kann ich aber weiterhin bestätigen, dass die Auslösung nicht zuverlässig erfolgt. Oft fehlen Videos, weil das System zu langsam reagiert oder die Blink-Cloud nicht erreichbar ist - trotz perfekter WLAN-Konnektivität. Meine Erwartungen waren zudem, dass die Steuerung mittels des Echo Show funktioniert - und das ist leider nicht der Fall.

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  3. Habe die XT eingerichtet und kann Deine Erfahrungen bestätigen. Diebstähle passieren vor allem in der Nacht und genau da liefert die XT unscharfe Bilder und erkennt Bewegungen meist gar nicht. Welches System hast Du bislang im Einsatz gehabt?

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    1. Hi Jörg, danke für deinen Kommentar! Meine bisherigen Kameras sind von der Firma "Wansview". Für den Außenbereich wird das Modell NCB-543W und für Innenräume das Modell NC541W eingesetzt. Die Auflösung ist zwar verhältnismäßig gering, dafür sind die Kameras sehr zuverlässig und reagieren bei Bewegung sehr schnell und sehr genau. Eine auf den Garten ausgerichtete Kamera zeichnet bei einem Gewitter regelmäßig Blitze auf, so gering ist die Reaktionszeit. Pro Jahr beträgt die Ausfallzeit einer Kamera maximal eine Stunde, ein Reboot löst meist das Problem. Der Videostream kann von jedem IP- oder Webcam-Client sowohl am PC als auch auf dem Smartphone interpretiert werden (anders als bei den XT2). Nachts sind die Bilder zwar scharf, aber ein Gesicht lässt sich darauf ebenfalls nur schwer erkennen. Außerdem sind diese Kameras vom Backdoor-Hack betroffen (https://www.hubit.de/ueber-180-000-webcams-mit-kritischer-sicherheitsluecke/), weshalb ein Austausch notwendig ist.

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  4. Die Sache mit Port 10554 ist ja schon 4 Jahre her. Ich nehme an, daß die neueren Modelle von Wansview, wie z.B. die W6 das Problem nicht mehr haben.

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    1. Das stimmt, neuere Modelle haben das Problem nicht mehr (zum Glück!). Ein Firmware-Update war bei den älteren Kameras aber nicht immer so einfach, weshalb oft ein Austausch notwendig ist, wenn der Hersteller nicht liefert. Da bei den Wansview das Preis-Leistungs-Verhältnis mehr als gut ist, ist das aber nicht weiter schlimm. Die sehr hohe Zuverlässigkeit haben das ausgeglichen. Ich war mit dem System jedenfalls sehr zufrieden!

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